CFvW Gesellschaft

Johann Wolfgang von Goethe

1749 – 1832, Dichter, Philosoph und Naturforscher zugleich, hat als einziger nach Luther den Deutschen eine neue Sprache und ein weites geistiges Selbstverständnis gegeben. Seiner mittleren Phase, der Freundschaft mit Schiller, entnahm das deutsche Bürgertum sein großes Bildungsideal.

Die Freundschaft mit Schiller sensibilisiert auch Goethe für Kant. Doch anders als Schiller, der die Philosophie Kants weiterführt, bleibt die Welt- und Lebensanschauung Goethes zu Kant distanziert. Das ist ausgesprochen in den großen Dichtungen wie „Faust“, in selbstbiographischen Werken wie „Dichtung und Wahrheit“, vor allem aber auch in den naturwissenschaftlichen Schriften.

Goethe wollte objektive Erkenntnis, über seine Person und sein dichterisches Werk hinaus. Das ist ihm gelungen, in seiner Untersuchung der Farben beispielsweise, mit der Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens, mit seinem Begriff der Metamorphose. Nicht gelungen ist ihm das in seiner Kritik der herrschenden Farbenlehre Newtons.

Carl Friedrich von Weizsäcker fragt, wie ein so großer, umfassender Geist so irren konnte und antwortet, „weil er irren wollte“ und „eine entscheidende Wahrheit nur durch den Zorn zu verteidigen vermochte, dessen Ausdruck dieser Irrtum war.“ „Geistreich, scharfsinnig, behutsam“ nennt Goethe denn auch die „besseren der Gegner“ Newtons. Sie „zeigen sich als gute Beobachter, sorgfältige Experimentatoren, vorsichtige Sammler von Erfahrungen“, während Naturwissenschaftler wie Newton, „genial, produktiv und gewaltsam eine Welt aus sich selbst hervorbringen, ohne viel zu fragen, ob sie mit der wirklichen übereinkommen werde.“

Goethe hat sich nie vom erkenntnistheoretischen Dualismus der Neuzeit überzeugen lassen. Ihm war von den Philosophen Spinoza am nächsten, daß es mit Gott nur eine Substanz gibt und Geist und Materie, Körper und Seele, Ausdehnung und Gedanke, nur Attribute dieser einen Substanz sind.

Zur Person

* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar. Sein Vater, Jurist und „Kaiserlicher Rat“, stammte aus einer thüringischen Handwerkerfamilie, seine Mutter war die Tochter des Frankfurter Bürgermeisters Textor. Den Anteil seiner Eltern an dem, der er geworden ist, faßte Goethe später in Versform:

Vom Vater hab’ ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen;
vom Mütterchen die Frohnatur,

die Lust zu fabulieren.

Goethe studiert zunächst auf Wunsch des Vaters die Rechte, kommt 1775 nach Weimar, wird dort bald der „Gewissensrat“ des Fürsten, wird mit Ämtern betraut und hält schließlich jahrelang die Geschicke des Landes in Händen.

Sein Werk umfasst Gedichte, Dramen, Erzählungen, autobiographische, ästhetische, kunst- und literaturtheoretische und nicht zuletzt naturwissenschaftliche Schriften. Er ist Vorreiter und Vertreter der Sturm- und Drangzeit, wendet sich später der Antike zu und verkörpert  mit seinem Freund Friedrich Schiller gemeinsam die Weimarer Klassik.

Goethe ist zumindest im gleichen Maße Naturforscher, in dem er Dichter ist. 1810 erscheint seine Farbenlehre, sein zentrales wissenschaftliches Vermächtnis, das er schließlich in seinem Selbstverständnis höher einschätzt als seine Dichtung.